KAB Hüls schaut auf Madagaskar
Auch wenn die Hülser KAB derzeit ihre sichtbare Tätigkeit für Mitglieder und Freunde eingestellt hat, bleibt sie weiter aktiv. Aus Hüls gibt es seit 2013 einen engen Kontakt zur Iray Aina, so heißt die KAB von Madagaskar. Über den KAB-Verband der Diözese Aachen werden auf der Basis von Spendegeldern in Madagaskar Mikrokredite vergeben, mit denen sich die Menschen dort einen Lebensunterhalt verdienen können. In Zeiten der Corona-Pandemie sind die Menschen allerdings in einer besonders kritischen Situation. In einem Gespräch werfen Andris Gulbins vom Arbeitskreis Madagaskar und Pierrot Jean von der Iray Aina einen gemeinsamen Blick auf die aktuelle Corona-Situation in Madagaskar.
Ein erstes Telefonat mit Madagaskar - nach unzähligen Wählversuchen - half bereits, die Dinge zurecht zu rücken und die "Wirklichkeit vor der Idee" in den Blick zu nehmen. Schließlich galt für die KAB-Verantwortlichen, mit Hilfe ihrer madagassischen Partner einen geerdeten Blick auf das zu richten und zu beschreiben, was die Menschen in Madagaskar wirklich bewegt und was die Regierung und die nicht immer unabhängigen Medien über das Aufkommen des Coronavirus in Madagaskar zu berichten haben.
Seit dem 20. März 2020, dem Tag der aufgrund der Coronavirus-Pandemie vorgenommenen Schließung der internationalen Flüge (und Schiffshäfen), lässt sich die Situation wie folgt zusammenfassen: Alle, wenige Tage vor dem 20. März aus dem Ausland ankommenden Passagiere, wurden entweder in einem von der Regierung beschlagnahmten Hotel oder in den eigenen Wohnungen untergebracht. Nachdem Tests durchgeführt und erste Personen positiv getestet wurden, ordnete der Präsident der madagassischen Republik für die Region rund um Antananarivo, der Hauptstadt, eine teilweise Ausgangssperre an. Gegenwärtig gibt es auch andere Regionen, die betroffen sind. Bereits vor Corona konnte das Gesundheitssystem des Landes die Versorgung der Menschen, insbesondere der Armen, nicht gewährleisten.
Auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist nicht gegeben. Trotz Ausgangssperre gehen die Menschen hinaus, um Nahrung für ihre Familien zu finden. Die Regierung hat ein Nothilfeprogramm angekündigt.Allerdings erhalten auf manchen Märkten gerade einmal 10% der Wartenden Lebensmittel - auf anderen Märkten geschieht, trotz Ankündigung, gar nichts, werden die Menschen wieder nach Hause geschickt.
Auch jegliche Möglichkeiten Geld zu verdienen sind nicht mehr gegeben. Auf der Straße lernt man den einfachen Satz: "Kein Tagesverdienst, kein Abendessen." Ein einfacher Satz, der seine absolute Gültigkeit auch für Kinder (!) hat. Seife und Schutzmasken sind für Menschen, deren Tageseinkommen gerade einmal für die tägliche Portion Reis ausreicht, unbezahlbare Luxusgüter. Pierrot Jean sagt: „Was die Mitglieder von Iray Aina betrifft, so ist bislang (Stand Ostern) kein Aktivist von dieser Pandemie betroffen. Die Arbeit ist zum Stillstand gekommen. Wir werden sehen was passiert, wenn wir wieder zur Normalität zurückkehren. Ich möchte als ein Beispiel anführen, dass das aus Mikrokrediten finanzierte Fischzuchtprojekt ausserhalb unserer Hauptstadt, das wir gerade begonnen haben, ein großes Problem hat. Wir können wegen der Ausgangssperre nicht einmal unsere Fische füttern“.
Auch wir von der KAB Hüls werden die Situation genau beobachten und helfen, soweit es uns möglich ist.
Das ausführliche Interview können Sie im Internet nachlesen unter: https://mtc-madagaskar.de/export/sites/verbaende/ak-madagaskar-der-kab/.galleries/downloads/2020-04-13-Den-Blick-wenden_Artikel-Mada-Team.pdf